Nominiert … und jetzt? Zwei ehemalige Teilnehmerinnen berichten

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Mehr als 1.600 Kitas und lokale Bündnisse haben sich um den Deutschen Kita-Preis 2019 beworben. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung wertete gemeinsam mit dem Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi) die eingegangenen Bewerbungen aus und nominierte 25 Kitas und 15 lokale Bündnisse für den Deutschen Kita-Preis 2019. Die Kita Ackerstraße aus Bergneustadt und das Bündnis Zethau bewegt sich [ehemals Christliches Kinderhaus Ankerplatz] gehören zu den Preisträgern des Deutschen Kita-Preises 2018. Vor ungefähr einem Jahr wurden Sie für den Deutschen Kita-Preis nominiert. Was auf sie in dieser Phase zukam und warum sich die Teilnahme beim Deutschen Kita-Preis für sie gelohnt hat, erzählen Anja Böddecker, Leitung der Kita Ackerstraße in Bergneustadt, und Andrea Schmieder, Einrichtungsleitung vom Bündnis „Zethau bewegt sich“.

Wie war das, als Sie erfahren haben, dass Sie für den Deutschen Kita-Preis nominiert sind?

Anja Böddecker: Wir waren gerade in der Teamsitzung, als der Anruf mit der Nachricht kam. Unter den ersten 30 zu sein bedeutete für mich und das gesamte Team ein Stück weit Stolz, Zufriedenheit und dieses gute Gefühl, dass wir gesehen worden sind. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Mit dem, was danach kam haben wir eigentlich gar nicht mehr gerechnet.

Andrea Schmieder: Da kann ich mich noch ganz gut daran erinnern. Das war an einem Freitag vor den Herbstferien. Da habe ich den Anruf bekommen. Ich war ganz überrascht, denn ich habe gar nicht damit gerechnet, dass wir in die engere Auswahl kommen, weil wir doch ein kleines Bündnis sind. Und ich habe mich sehr gefreut.

Und was passierte dann?

Anja Böddecker: Wir sollten weitere Unterlagen zu den Qualitätskriterien „Partizipation“, „Sozialraum“, Kindorientierung“ und „Kita als lernende Organisation“ einreichen. Im ersten Motivationsschreiben bin ich bereits darauf eingegangen, war aber durch die Zeichenzahl begrenzt. Jetzt durfte ich mich austoben und ausführlich beschreiben, was uns ausmacht, wie wir es leben und erleben. Das Ausfüllen der weiteren Unterlagen war für uns eine Vertiefung. Wir haben nochmal genau auf unser Qualitätsmanagement geschaut. Machen wir das wirklich, was wir da schreiben? Ist das Papier oder lebt das? Wir haben uns gemeinsam überprüft und teilweise im Sinne unseres Qualitätsmanagements nachgebessert.

Andrea Schmieder: Man hat mich gefragt, ob wir die Nominierung annehmen und ob ich Bedenkzeit bräuchte. Aber da musste ich gar nicht drüber nachdenken und habe sofort zugesagt. Als nächstes gab es ein Telefoninterview von ungefähr einer Stunde. Da war ich noch ein wenig aufgeregt, denn ich wusste nicht worum es genau gehen wird. Im Vorfeld des Interviews habe ich mir angeschaut, was wir in der Bewerbung geschrieben haben. Und ich habe die Bündnispartner gebeten mir mitzuteilen, was ihnen noch wichtig ist, dass ich vielleicht im Interview erwähnen sollte. Am Ende war die ganze Aufregung unbegründet, denn es war ein sehr schönes und angenehmes Gespräch und ich konnte einfach erzählen, wie wir arbeiten. Es gab ein echtes Interesse an dem was wir hier tun. Das war toll!

Was hat Ihnen und Ihrem Team die Teilnahme am Deutschen Kita-Preis gebracht?

Anja Böddecker: Während der Teilnahme am Deutschen Kita-Preis ist uns als Team nun klar geworden, was für uns eine familienorientierte Arbeit bedeutet. Wie wichtig es ist, lernorientiert zu arbeiten und immer wieder zu schauen, was braucht das Kind bzw. die Familie von heute. Momentan findet in der Kita die Eingewöhnungsphase mit den neuen Familien statt. Die besonderen Erfahrungen mit dem Deutschen Kita-Preis haben uns wieder neu sensibilisiert: Wir schauen genau hin, was braucht diese Familie mit diesem Kind bei der Eingewöhnung. Wie können wir die Familien herzlich willkommen heißen und wie eine vertrauensvolle Erziehungspartnerschaft aufbauen?

Andrea Schmieder: Schon allein, dass man sich unter diesen Qualitätskriterien die Arbeit anschaut und dann eine andere Sprache findet für manches, das wir tun. Ich habe immer gedacht, es ist doch etwas ganz Normales und nichts Besonderes, was wir hier machen. Das ist unsere tägliche Arbeit. Während der Teilnahme am Deutschen Kita-Preis haben wir uns im Bündnis darauf verständigt, wie wir arbeiten wollen. Die Kommunikation ist verbindlicher geworden und bei den Treffen beteiligen sich jetzt mehr Bündnisteilnehmer aktiv. Wir haben gelernt uns als Bündnis zu sehen. Unser Name hat sich geändert. Beworben hatten wir uns als das Bündnis rund um das Christliche Kinderhaus Ankerplatz und jetzt sagen wir, wir sind das Bündnis „Zethau bewegt sich“. Alles ist ein bisschen klarer und strukturierter geworden. Der ganze Prozess und der krönende Abschluss mit der Preisverleihung waren motivierend für alle. Es wird gesehen, was getan wird und es hat einen Sinn, wenn man sich im Bündnis beteiligt und wenn wir zusammenarbeiten.

Sie wurden ausgezeichnet und gehören zu den Preisträgern. Was können andere von Ihnen lernen?

Anja Böddecker: Ich bin froh, dass ich in unserem Team Kolleginnen und Kollegen um mich habe, die nicht von vornherein dicht machen und sagen, dass geht alles gar nicht ohne mehr Personal etc. Wir versuchen im Rahmen der Möglichkeiten, die wir personell oder räumlich haben, aus der Perspektive des Kindes und der Familie zu handeln. Also immer wieder zu bedenken, was braucht die Familie von heute, denn daraus entwickelt sich doch letztendlich die Qualitätsfrage zur Partizipation, zur Sozialraumorientierung. Diesen Blick brauche ich, um Dinge zu verändern. Sonst bleiben wir in der Haltung „das war schon immer so“ und das bleibt auch so. Ich finde es ist für alle Einrichtungen wichtig, in Bewegung zu bleiben und neue Wege zu gehen. 

Andrea Schmieder: Diese Zusammenarbeit im Dorf. Das zu nutzen, was da ist, die Ressourcen und sich gegenseitig zu unterstützen und auszutauschen und das auf einer verbindlichen Basis. Das funktioniert hier ganz gut und ich denke, dass es auch an anderen Orten möglich ist, Menschen zu so einer Zusammenarbeit zu bewegen.

Hätten Sie gedacht, dass Sie gewinnen?

Anja Böddecker: Ich hätte nicht gedacht, dass diese kleine Kita so weit kommt und habe mir auch die anderen angeschaut und war mir sicher, dass alle zu Recht nominiert waren. Unter den ersten zehn in Berlin zu sein war für uns als Team an sich schon der Gewinn.

Andrea Schmieder: Ich persönlich war mir da nicht so sicher. Ich habe mir auch die anderen Einrichtungen angeguckt und hab gedacht, wir sind ziemlich klein und es ist überschaubar, was wir so tun und nicht so besonders. Das war immer mein Gedanke. Das ist doch unsere ganz normale Arbeit, unser täglich Brot was wir hier tun. Dadurch, dass wir gewonnen haben, ist das eine Wertschätzung für uns und das hat ganz viel bewirkt.