Die Preisträger des fünften Deutschen Kita-Preises wurden am 16. Mai 2022 in Berlin verkündet. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 130.000 Euro dotiert und wird in den Kategorien „Kita des Jahres" und „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres" verliehen. Jeweils 25.000 Euro gehen an die Erstplatzierten und jeweils 10.000 Euro an die vier Zweitplatzierten in beiden Kategorien.
Erstplatzierte in der Kategorie „Kita des Jahres 2022"
Familienzentrum Olgakrippe
Heilbronn
Das sagt die Jury:
Das Familienzentrum hat die Jury unter anderem mit ihrer besonderen Lern- und Veränderungsbereitschaft überzeugt. Die Pandemie wurde als Chance begriffen, Prozesse zu überdenken, Dinge zu verändern und neue Wege zu gehen. Das Team der Olgakrippe stellt die Partizipation von Kindern klar in den Mittelpunkt. Es ist dem Team wichtig, Kinder an der Gestaltung des Alltages zu beteiligen und sie zu ermutigen, sich in die Gemeinschaft einzubringen sowie Verantwortung zu tragen. An „Kindertagen“ übernehmen die Kinder das Ruder und schlüpfen in die Rollen der pädagogischen Fachkräfte. Sie gehen ans Telefon und dürfen Entscheidungen nach außen vertreten. Das Familienzentrum zeichnet sich durch einen wertschätzenden, stärkebasierten Umgang mit allen Kindern, Pädagog:innen und Familien aus und nimmt deren Heterogenität als besonderen Gewinn wahr.
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Die Einrichtung ist in hohem Maße preiswürdig, da sie systematisch und auf allen Ebenen die Qualitätsanforderungen an einen Preisträger beim Deutschen Kita-Preis erfüllt.
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Die Qualitätsentwicklung ist hier eine gemeinschaftliche Teamaufgabe. Dabei übernehmen einzelne Fachkräfte ihren persönlichen Interessen und Kompetenzen entsprechende Aufgaben, zum Beispiel als „Fahrzeugbereichsleiter:in“.
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Die Pandemie und deren Auswirkungen wurden als Chance genutzt, Bestehendes zu überdenken: In diesem Verständnis einer Krise als Chance wurde der gute Kontakt zu Familien erweitert mit Angeboten wie Online-Yoga, digitalen Bilderbuchstunden, der Olgakrippen-Zeitung, einem Kulturzaun und digitalen Teamsitzungen (Handlungsmut/Kreativität).
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Die Olgakrippe zeichnet sich durch eine sehr gute Teamkultur aus. Abstimmungen der Fachkräfte verdeutlichen, dass es möglich ist, unterschiedlich zu agieren, zum Beispiel, wenn einer Fachkraft konkrete Spielsituationen riskant oder unsicher erscheinen. Es dürfen unterschiedliche Haltungen existieren, dies führt in der Olgakrippe aber nicht dazu, dass Kinder eingeschränkt werden, sondern die Fachkräfte stimmen sich gut untereinander ab.
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Das Team lebt den Early Excellence-Ansatz auch in der Teamkultur. Man respektiert die anderen, hört ihre Meinung und unterstützt sich gegenseitig. Auch hier wird in der Olgakrippe auf die Stärken des Einzelnen gesetzt (zum Beispiel beim Onlineangebot für die Familien während der Pandemie). Verschiedene Meinungen werden diskutiert, niemand wird bloßgestellt. Es gibt eine ausgeprägte Feedback-Kultur, in deren Rahmen die Fachkräfte ihr eigenes Tun regelmäßig reflektieren.
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In der Kita des Jahres ist Partizipation eine Herzensangelegenheit. Das Team der Olgakrippe stellt Partizipation von Kindern klar in den Mittelpunkt ihres Handelns und immer wieder auch ihrer Qualitätsentwicklung. Bei der Neugestaltung der Räume wurden die Kinder beispielsweise aktiv eingebunden – dies war gleichzeitiger Start einer Weiterentwicklung der Kita mit Fokus auf Partizipation.
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Den Pädagog:innen ist es wichtig, Kinder an der Gestaltung ihres Alltags zu beteiligen. Sie regen Kinder an, sich in die Gemeinschaft einzubringen und Verantwortung zu übernehmen und finden hierfür teils unkonventionelle Methoden.
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So wurde zum Beispiel ein Kinderbeirat gewählt (inkl. Wahlkampf). An der Wahl waren auch die Eltern beteiligt. Es gibt einen Kindertag, an dem die Kinder die Kita „leiten“. Daraus entstehen neue Ideen zur Raumgestaltung und Veränderungsprozesse. Überzeugend sind auch Wunschangebote wie der „Kindercheftag“ und der Kindertag, an denen Kinder die Rollen der pädagogischen Fachkräfte einnehmen und zum Beispiel ans Telefon gehen und Entscheidungen auch gegenüber Externen vertreten.
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Die Zusammenarbeit mit Eltern ist in der Olgakrippe gelebte Bildungspartnerschaft auf gleicher Augenhöhe.
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Beeindruckt hat die Jury ebenso die gelungene Kindorientierung und gelebte Vielfalt: Das Handeln der Fachkräfte und der Alltag für die Kinder richten sich konsequent an den Bedürfnissen der Kinder aus. Dafür werden die Bedürfnisse der Kinder auf unterschiedlichste, kreative Weise in Erfahrung gebracht, mit den Kindern betrachtet und in mitunter außergewöhnliche Ideen übersetzt, gemeinsam in der Praxis erprobt und umgesetzt.
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So werden die bedeutsamen Themen der Kinder regelmäßig methodisch-gestützt erhoben, zum Beispiel durch Beobachtungen oder Gespräche mit den Kindern. Auf Basis der Auswertung dieser, entwickeln die Fachkräfte dann im Team Ideen für Aktivitäten oder ungewöhnliche Angebote, die sich an den Impulsen und Fragen der Kinder orientieren, wie beispielsweise eine „laute Runde“, die anstelle einer „leisen Runde“ gewünscht wurde.
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Der ressourcenorientierte Blick gilt für alle Beteiligten, die Kita zeichnet sich durch einen wertschätzenden, stärkebasierten Umgang mit allen Kindern, Pädagog:innen und Familien aus und nimmt deren Heterogenität als besonderen Gewinn wahr. Die Offenheit für verschiedene Kulturen wird in der Praxis gelebt, zum Beispiel finden Morgenkreise in unterschiedlichen Sprachen statt.
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Mehr als nur Kita – die Olgakrippe ist ein Familienzentrum im Stadtteil: Sie zeichnet sich durch ihr hohes Engagement im Sozialraum aus und es gibt sehr gute Kooperationen im Stadtteil (zum Beispiel mit der Grundschule). Für Eltern stellt die Kita detaillierte Informationen über mögliche Unterstützungsangebote zur Verfügung. Die Olgakrippe wird so zu einem wichtigen Bestandteil im Lebensraum der Menschen und die Angebote werden an die Bedürfnisse der Familien angepasst – zum Beispiel, indem Veranstaltungen auf das Wochenende verlegt werden.
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Beeindruckend: Die Kita versteht sich als Gemeinschaft und lebt dieses Gemeinschaftsgefühl.
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Die Olgakrippe zeichnet sich durch eine offene Arbeitsstruktur unter Einbezug des Early Excellence Ansatzes aus, der erst im Jahr 2019 eingeführt wurde und bereits gut implementiert ist.
Zweitplatzierte in der Kategorie „Kita des Jahres 2022"
Wukaninchen
Biesenthal
Das sagt die Jury:
Die Biesenthaler Kita ist eine selbstorganisierte Elterninitiative, deren Bildungsverständnis auf demokratischen Grund- und Kinderrechten basiert. Diversität und zivilgesellschaftliches Engagement sind für die Kita von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig verfolgt die Einrichtung einen ganzheitlichen und überzeugenden naturpädagogischen Ansatz. Die Natur wird als Bildungs- und Lebensraum angesehen und der Umweltschutz ist ihnen sehr wichtig.
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Die Kita Wukaninchen ist eine selbstorganisierte Elterninitiative, deren Bildungsverständnis auf demokratischen Grund- und Kinderrechten basiert. Die Kita begreift sich als kommunalpolitischer Akteur, der bewusst in die Gestaltung des Sozialraums eingreift und für Diversität, Umweltschutz und zivilgesellschaftliches Engagement eintritt.
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Vorbildlich lebt die Kita ihre Schwerpunkte: Nachhaltigkeit, naturpädagogischer Ansatz, Natur als Bildungs- und Lebensraum der Kinder.
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Träger, Leitung, Pädagog:innen, Kinder und Eltern bilden hier eine Gemeinschaft über die Kita hinaus, zum Wohle der Einrichtung, aber auch für den Stadtteil und die Nachbarschaft.
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Wichtig ist hier auch die Vermittlung einer diversen Gesellschaft, die in besonderer Achtsamkeit der Sprache und des Umgangs miteinander deutlich wird. Vielfalt und Diversität sind zentrale Bestandteile der pädagogischen Arbeit – dies beeindruckt die Jury besonders vor dem Hintergrund des gesellschaftspolitischen Umfeldes in der Region, unter anderem dem hohen Anteil einer rechtsgerichteten Wähler:innenschaft.
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Die Kita Wukaninchen zeichnet sich durch ihren kindgerechten Umgang mit sensiblen Alltagsthemen wie Rassismus und Geschlechterrollen aus. Zum Beispiel werden einige Kinder geschlechtsneutral angesprochen.
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Die Zusammenarbeit mit den Familien ist ein Schwerpunkt in der Kita. Es gibt Hausbesuche und auf die Bedarfe der Eltern wird sehr individuell eingegangen. Es gibt eine stark selbstverwaltete Elternschaft, die gemeinsam mit dem Team Prozesse anstößt, sich engagiert einsetzt und eng mit der Einrichtung zusammenarbeitet.
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Die Fachkräfte ermöglichen es, dass die Kinder den Sozialraum mitgestalten und sich an der Stadtentwicklung beteiligen.
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Kinder gestalten ihre Interaktion untereinander selbst und suchen nach Lösungen für Auseinandersetzungen. Beeindruckende Beispiele sind das Konzept der „Waldepochen“ (2 Monate am Stück findet der Kita-Alltag ausschließlich an einem weiter entfernten Platz im Wald oder am See statt) oder der Jahreskreis, auf dem die Kinder den Verlauf des Jahres an den unterschiedlichen Orten und den einzelnen Schwerpunkten (zum Beispiel Waldwochen, Seewochen und Hyggewochen) ablesen können. Dies macht den Kindern den Verlauf des Jahres bewusster und direkt in der Natur erfahrbar.
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Vorbildhaft ist auch das große Engagement für Familien mit Migrationshintergrund und das umfangreiche Netzwerk wie die Kooperationen mit der Flüchtlingshilfe. Die diversen Aktionen im Sozialraum für die Aufnahme von Geflüchteten haben Vorbildcharakter, beispielsweise der Spaziergang gegen Rassismus oder die Beteiligung der Kinder an einem Stadtentwicklungskonzept.
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Das eigene gesteckte Ziel, hierarchiearm zu arbeiten, wird konsequent gelebt. So rotieren Aufgaben mit Potential für Machtkonzentration (zum Beispiel die Dienstplangestaltung) im Team.
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In der Kita wird ein wertschätzender, achtsamer Umgang miteinander und mit der Umwelt gepflegt.
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Die Wukaninchen senden eine wichtige Botschaft: Engagierte Eltern und Bürger:innen bauen hier eine Welt für Kinder, in der sich alle repräsentiert und wohl fühlen.
AWO Kita Rödgen
Gießen
Das sagt die Jury:
Der Innenbereich, der Kita-Garten und der Bauwagen sind drei verschiedene Lernorte, die pädagogisch gekonnt miteinander verknüpft werden. Die Kinder können selbst entscheiden, wo sie die Woche verbringen wollen. Die Gießener Einrichtung legt Schwerpunkte auf Naturpädagogik und Digitalisierung. Besonders beeindruckt hat die Jury die kindorientierte Arbeit der AWO Kita Rödgen: Kinder werden hier als eigenständige und kompetente Menschen betrachtet, die durch impulsgebende und vielfältige Lernorte selbstbestimmt und vertieft ihren Interessen nachgehen können.
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Der Gießener Einrichtung gelingt die Verknüpfung verschiedener Lernorte: Die drei impulsgebenden Lernorte (Innenbereich, Außenbereich, Bauwagen) sowie die Kombination der Schwerpunkte Naturpädagogik und Digitalisierung sind sehr innovativ und vorbildhaft.
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Besonders beeindruckt hat die Jury die kindorientierte Arbeit der AWO Kita Rödgen: Die Fachkräfte sehen die Kinder als eigenständige und kompetente Menschen, die durch impulsgebende und vielfältige Lernorte selbstbestimmt und vertieft ihren Interessen nachgehen können.
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Die Fachkräfte agieren dabei sehr sensibel für die Bedarfe und Interessen der Kinder und passen ihre pädagogische Arbeit und Angebote entsprechend an.
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Die Kinder bestimmen ihr Lernen in hohem Maße selbst. Die Pädagog:innen beobachten die Lernschritte der Kinder, dokumentieren diese sehr ressourcenorientiert und wertschätzend und besprechen diese mit den Familien auf Augenhöhe.
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Die Fachkräfte orientieren sich an den Stärken und Ressourcen der Kinder.
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Sie nutzen kreative Möglichkeiten, den pädagogischen Alltag und ihre Rolle als Pädagog:innen transparent zu gestalten, wie beispielsweise den YouTube-Kanal oder die Kita-Info-App.
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Auf die Gefühlswelt der Kinder wird sehr gut eingegangen, die Fachkräfte fördern einen bewussten Umgang mit der Artikulation und dem Austausch von Gefühlen, was die Kinder in ihrer Gemeinschaft handlungsfähig macht.
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Die Gestaltung der Kitaabläufe entlang der Impulse der Kinder, geprägt durch einen ressourcenorientierten Blick, ermöglicht den Kindern im Entwicklungsverlauf ihre eigenen Stärken zu erkennen und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Das Erkennen einzelner Bildungsmomente leitet die Kinder vom Schneckenfund bis zu Fragen rund um den Salatanbau.
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Die Fachkräfte in der Gießener Kita zeichnen sich durch eine hohe Bereitschaft aus, sich zu hinterfragen und Dinge zu ändern. So gelingt eine kontinuierliche Anpassung der pädagogischen Arbeit und der Angebote an den Interessen der Kinder.
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Die gute Sozialraumorientierung der Kita wird durch die Jury besonders hervorgehoben. Die Kita pflegt intensive Kooperationen zu verschiedenen Akteur:innen im Sozialraum und nutzt die dort vorhandenen Ressourcen, um den Kindern vielfältige Lern- und Bildungsanlässe zu ermöglichen, unter anderem mit Grundschule, Bauernhof und Greenpeace, der entstandenen Kooperation mit einem Landwirtschaftsbetrieb oder dem „Netzwerk gelingender Übergang“.
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Gleichzeitig gestaltet die Kita ihren Sozialraum in Gießen aktiv mit. Beispielhaft zeigt sich dies im Projekt „Rödgen summt - wir lassen unseren Ort aufblühen“. Hier wurde der verwilderte Pfarrgarten zu einem Bürgergarten umgestaltet.
FamilienkiTa Emmaus
Gillenfeld
Das sagt die Jury:
In der Gillenfelder Kita gibt es etablierte partizipative Strukturen. Kinder haben die Möglichkeit durch entdeckendes und experimentelles Lernen Selbstwirksamkeit zu erfahren. Sie werden so zum selbstbestimmten Forschen und Erkunden angeregt. Überzeugt hat die Jury auch das kreative sowie stärkenorientierte Konzept, das in vielfältigen und anregenden Bildungsräumen stattfindet.
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Kinder werden hier in Gestaltungsentscheidungen durch diverse Möglichkeiten wie Kinderkonferenzen, Gremien, Sitzkreise einbezogen.
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Die kreative Gestaltung des Wochenablaufs (2 Tage altershomogen in Stammgruppen; 3 Tage nach Interessen) ist eine überzeugende Mischung aus Struktur und Freiheit. Ein grundsätzlich festgelegter zeitlicher Rahmen bietet den Kindern Sicherheit, dadurch kann eine thematische Öffnung und Orientierung an den Interessen der Kinder stattfinden.
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Die Jury hebt die detaillierte Kita-Verfassung und freiwillige Kinderkonferenzen als beispielhaft hervor.
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Überzeugt hat auch die Meinungs-Wand der Kinder: Eine Themensammlung für Anliegen, Beschwerden der Kinder, die die Tagesordnung in der Kinderkonferenz visualisiert. Die Kinder haben das Recht, ihre Ideen zu neuen Projektvorhaben zu äußern und geben ihre Meinung nach einer Hospitation zu ein:er Bewerber:in ab.
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Die Möglichkeit für Kinder, Selbstwirksamkeit zu erfahren, steht in der FamilienkiTa Emmaus im Fokus. Das aktuelle Ereignis der Flut wurde zum Beispiel mit den Kindern besprochen und aufgearbeitet, daraus ist die „Mut-Mach-Post“ entstanden.
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Die Kita zeichnet sich durch ihre Flexibilität durch Ausdehnung der Öffnungszeiten und Reaktion auf die individuellen Lebenssituationen während der Pandemie aus.
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Beeindruckend ist auch die Raumgestaltung. In der Kita gibt es vielfältige, anregende Themenräume mit kreativen Namen: Forscherfundgrube (Experimentierraum), Spielscheune (gendersensibler Rollenspielraum), Baubuden (Bauräume), Sammelsurium (Atelier mit vielfältigem Materialangebot), Schaffschmiede (Werkstatt), Kinderküche und Kinderrestaurant, Mit-Mach-Markt (Gruppenraum), Träumetal (Ruheraum).
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Inklusives Handeln steht hier im Fokus: Kinder mit besonderen Bedürfnissen/Unterstützungsbedarf nehmen am Kita-Alltag in der Gemeinschaft teil.
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Die regelmäßige Sozialraumanalyse ist hier ein bewusster Prozess, bei dem die Lebensweise der Familien betrachtet wird, um Rückschlüsse für die pädagogische Arbeit zu gewinnen.
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Es gibt viele aktive Kooperationen mit relevanten Einrichtungen im Stadtteil, was Wege kürzer und Zugänge einfacher macht. Besonders ist die Kooperation mit der Grundschule und anderen Kitas, die mit tollen Ideen auch während Corona weiterlaufen konnte.
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Ein großes Netzwerk mit unter anderem Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen und dem Sozialamt ermöglicht den Familien Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten, zum Beispiel durch das Elterncafé oder die Ausrichtung eines Second-Hand-Basars. Auch das Beispiel der „Blumenmeer-zaubernden Bienenretter“ verdeutlicht das Engagement im Sozialraum.
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Die Kita greift gesellschaftliche Themen auf, die für das Aufwachsen von Kindern bedeutsam sind wie Bildung für nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz.
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Besonders das Wort „Schatzmomentesammler“ als einzigartiges Konzept ist der Jury ans Herz gewachsen. Die Idee dahinter: Ein Ordner, in dem Kunstwerke und Lerngeschichten gesammelt werden und der als Eigentum des jeweiligen Kindes verstanden wird.
Kita „7 Raben"
Greifswald
Das sagt die Jury:
Die Kita-Fachkräfte nutzen unterschiedliche ressourcen- und stärkenorientierte Beobachtungsverfahren, um die Entwicklung der Kinder in den Blick zu nehmen. Sie verstehen das Beobachten der Kinder als große Chance und Ausgangspunkt für die Gestaltung und Entwicklung ihrer Arbeit.
In der Greifswalder Kita wird Diversität in allen Aktivitäten gefördert. Die Kita schreibt sich auf die Fahne, aktiv Klischees entgegenzuwirken. Dabei lebt sie einen reflektierten und bewussten Umgang mit Geschlechterrollen und Stereotypen.
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Die inhaltlichen Schwerpunkte der Kita liegen in Natur und Kunst. Bildung wird als aktiver, selbstbestimmter Prozess verstanden. Kreativitätspädagogik ist das gelebte Leitbild, das auch vom Träger gefördert wird.
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Die Kita zeichnet sich auch durch ihre Sozialraumorientierung aus: Sie schaut über den eigenen Tellerrand und vernetzt sich bzw. holt sich auch Netzwerkspartner: innen ins Haus. Der Sozialraum wird als Lernort verstanden. Zum engen sozialen Netzwerk gehören ein Förster, Familienangehörige, die Stadtteilbibliothek, der Sportverein und das „Kitanetzwerk für frühkindliche Bildung“. Darüber hinaus pflegt die Kita „7 Raben“ eine Kooperation mit einer polnischen Kita und einen Bücherbaum, der für alle zugänglich ist.
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Kinder partizipieren bei Entscheidungsprozessen, sie werden beispielsweise aktiv zur Materialbestellung miteinbezogen.
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Es gibt einen Kinderrat, hier wird auch das Verhalten anderer Kinder reflektiert.
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Die Wünsche der Eltern werden gehört. Sie werden über den Kita-Alltag über Fotodokumentationen (Litfaßsäule) informiert und können sich selbst einbringen. Durch Kooperationen der Kita im Bereich der Früh- und Gesundheitsförderung werden Eltern entlastet.
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Das gesamte Team wird in die pädagogische Arbeit miteinbezogen.
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Die Teammitglieder gehen wertschätzend und offen miteinander um und können sich mit ihren jeweiligen Kompetenzen einbringen.
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Die freiwillige Teilnahme der Kinder an den durch Fachkräfte bereitgestellten und begleiteten Lernsettings und Angeboten (z.B. Theaterkurs, Ritterkurs) stärkt sie in ihrer Selbstwirksamkeit und Entscheidungskompetenz.
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Vorbildhaft findet die Jury den hohen Grad der Selbstreflexion: Die Einrichtung setzt sich sehr reflektiert mit ihrer Arbeit und den sich ändernden Sozialstrukturen auseinander.
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Ebenso erwähnenswert sind die ressourcen- und stärkenorientierte Beobachtungsverfahren: Die intensive Beobachtung der Kinder und Dokumentation mittels verschiedener Methoden („Gardner'sche Intelligenzen“, „validierte Grenzsteine der Entwicklung“) unterstützt die Begleitung der kindlichen Entwicklungsprozesse.
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Dem Vielfaltsaspekt wird in der Kita stark Rechnung getragen: Es wird ein reflektierter und bewusster Umgang mit Geschlechterrollen, Stereotypen und Klischees gelebt. Die Förderung von Diversität in allen Aktivitäten ist beispielhaft. Die Kita schreibt sich auf die Fahne, aktiv Klischees entgegenzuwirken.
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Dazu werden zum Beispiel die in der Kita vorhandenen Materialien im Hinblick auf Diskriminierungstendenzen gesichtet: Bücher, die Klischees bedienen, werden aussortiert. Geschlechterstereotypen wird bewusst entgegengewirkt, etwa durch Aktionstage, an denen Mütter und Töchter technische Aktivitäten durchführen, zum Beispiel Bauen von Spielgeräten. Jungen lernen eher „mädchentypische“ Berufe kennen. So werden Geschlechterrollen in der Kita aktiv hinterfragt und klug durchleuchtet.
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Kinder lernen durch verschiedene Formate, wie Meinungsbildungsprozesse ablaufen. Demokratieförderung zeigt sich beispielweise im Kinderrat, einem bewusst forcierten Beschwerdemanagement und der Kooperation mit der "Partnerschaft für Demokratie".
Erstplatzierte in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres 2022“
Familienzentren im Arnsberger Modell
Arnsberg
Das sagt die Jury:
Dieses Bündnis erhielt ebenfalls 25.000 Euro Preisgeld. Die Initiative richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen in ihrem Stadtteil und entwickelt passgenaue Angebote für die Bewohner:innen. Die Familienzentren im Arnsberger Modell haben es sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Dafür hat sich das Bündnis die Verwirklichung der Kinderrechte auf die Fahne geschrieben. So gab es beispielsweise einen Kinderrechte-Tag, der durch verschiedene Aktionen und Banner für öffentliche Aufmerksamkeit sorgte. Auch strukturell ist das Bündnis vorbildlich aufgestellt und zeigt eine hervorragende Organisation, die sich im Prozess weiterentwickelt. Die Jury lobt die vielen unterschiedlichen Kommunikations- und Organisationselemente wie die Entwicklung einer Bündnis-App für Smartphones oder Beratungen als „Walk- and Talk”-Angebot, aber auch die festgelegten und verbindlichen Bündnis-Standards. Die Familienzentren im Arnsberger Modell sind somit auf bemerkenswerte Weise unabhängig von einzelnen Personen und dadurch tragfähig und zukunftsweisend aufgestellt.
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In Arnsberg agieren 15 Familienzentren unter einem gemeinsamen Konzept als Bündnis mit verschiedenen Akteur:innen im Sozialraum. Dass sich so viele Einrichtungen unterschiedlicher Träger als ein Team betrachten, ist bemerkenswert. Hier wird trägerübergreifendes Arbeiten vorbildlich sowie in hoher Professionalität und Qualität umgesetzt.
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Das Bündnis agiert unter Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen und unterstützt Familien, die in einem sozial prekären Umfeld wohnen ebenso wie Familien, die in Einfamilienhaussiedlungen leben. Die Bedarfslagen und Bedürfnisse der Menschen im Quartier bestimmen die fachliche Ausrichtung – dies trifft in Arnsberg sowohl auf die Inhalte als auch auf die Form der Leistungen der Familienzentren zu und schafft lebensnahe sowie zum Sozialraum und seinen Bewohner:innen passende Angebote. Das Bündnis handelt nicht nur im Sozialraum, sondern gestaltet ihn aktiv mit.
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Die gemeinsam erarbeiteten Standards sind nicht starr, sondern ermöglichen ein spezifisches, passgenaues Agieren in unterschiedlichen Sozialräumen, so dass die Einrichtungen eigene Schwerpunkte je nach örtlichem Bedarf setzen. Dass es für alle Beteiligten Raum für Weiterentwicklung und Wachstum gibt, ist eine große Stärke des Arnsberger Modells.
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Die Jury sieht in Arnsberg eine hohe Innovationskraft: Die Akteur:innen nutzten die Vorgaben des Landesprogramms als Sprungbrett. Sie adaptierten sie nach den Bedarfen vor Ort so, dass sie passgenau für die Kinder und Familien im Sozialraum sind und heben sie auf ein neues Niveau. Durch die Weiterentwicklung wurde aus einem „Top-Down-Projekt“ mit allgemeinen Vorgaben ein „Bottom-Up-Projekt“ der beteiligten Kitas und Fachkräfte. Die Art und Weise, wie hier der Rahmen eines Landesprogramms genutzt und mit Leben gefüllt wurde, um eigene Strukturen und Angebote zu entwickeln, kann anderen Bündnissen oder Einrichtungen als großartiges Vorbild dienen.
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Eine Besonderheit des Arnsberger Modells ist, dass die teilnehmenden Familienzentren von den bereitgestellten Mitteln maximal 50 Prozent für Personal aufwenden dürfen. Der Rest muss direkt in Aktivitäten für Kinder und Familien fließen. Dieser Ansatz trägt mit dazu bei, dass das Arnsberger Bündnis sich durch eine besondere Kindorientierung auszeichnet.
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Die Richtschnur des Handelns in Arnsberg ist es, allen Kindern ein gutes Aufwachsen in ihren Lebenswelten zu ermöglichen. Das Bündnis hat sich dabei explizit die Verwirklichung der Kinderrechte auf die Fahnen geschrieben. Diese prägen nicht nur die Programmatik, sondern werden auch in konkreten Produkten und Angeboten aufgegriffen.
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Neben der alltäglichen Arbeit findet sich die Umsetzung der Kinderrechte beispielsweise in einem gemeinsamen Kinderrechte-Tag, der nicht nur öffentliche Aufmerksamkeit für die Kinderrechte schuf (durch Banner und Aktionen), sondern bei dem auch – die Wünsche der Kinder aufnehmend – eine große Kirmes veranstaltet wurde.
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Partizipation wird in Arnsberg großgeschrieben und gelebt! Hier haben die Meinungen der Kinder eine Stimme. Das zeigt sich einerseits im alltäglichen Handeln (Übernahme kleiner Aufgaben und altersgemäßer Verantwortung, Beschwerdemanagement), aber auch darin, wie bei besonderen Wünschen der Kinder (Kirmes) keine Mühen gescheut werden, um diese zu verwirklichen.
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Das Bündnis ist auch strukturell beispielhaft aufgestellt und zeigt eine hervorragend strukturierte Organisation, die sich im Prozess weiterentwickelt. Die Jury lobt die vielen unterschiedlichen Kommunikations- und Organisationselemente, aber auch die festgelegten und verbindlichen Bündnis-Standards wie Qualitätszirkel, Kompetenzteams, Arbeitskreise, Befragungen. Das Bündnis ist somit auf bemerkenswerte Weise unabhängig von einzelnen Personen und dadurch tragfähig und zukunftsweisend aufgestellt.
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Beeindruckend ist auch die Ausgestaltung der vielfältigen Förderkurse für Kinder und das Angebot der facettenreichen Abenteuerformate.
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Sowohl die Akteur:innen als auch die Eltern und Kinder werden proaktiv in die Gestaltung und Entwicklung der Angebote des Bündnisses eingebunden und haben vielfältige Möglichkeiten, sich aktiv in das Bündnishandeln einzubringen. Über verschiedene Formate können Stimmen und Meinungen niedrigschwellig eingebracht und in praktisches Handeln überführt werden. Einige erwähnenswerte Beispiele sind Elternbefragungen, Eltern-Cafés, Einbindung in Ausgestaltung von Angeboten, Fortbildungen für Fachkräfte, Kinderbefragungen.
Zweitplatzierte in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres 2022"
Kulturkitas
Dortmund
Das sagt die Jury:
Kreativität wird hier als Zukunftskompetenz gesehen, die Teilhabe und Chancengerechtigkeit ermöglicht. Das Bündnis bietet den Kindern auf kreative Art und Weise vielfältige Entfaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Von Theaterprojekten, die Kinder und auch Eltern beteiligen, über Leseangebote in verschiedenen Sprachen bis hin zu Museumsbesuchen mit Kindern als Kunstreporter:innen ist Vieles dabei.
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Es ist beeindruckend, wie das Gesamtkonzept Kulturelle Bildung der Stadt Dortmund als Anlass genommen wurde, um dieses Bündnis ins Leben zu rufen und mit vielen kreativen Ideen zu füllen.
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Die Kooperation zwischen Kulturbüro, Kitas, der Fachschule für Sozialpädagogik und Kunstschaffenden vereint das Beste aus verschiedenen Welten und das, obwohl das Bündnis noch vergleichsweise jung ist und der Großteil der Bestehenszeit in die Pandemie fällt (besteht seit 2018).
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Der Brückenschlag zwischen der vielfältigen Kulturlandschaft in Dortmund und der frühkindlichen Bildung ist sehr gelungen, nachhaltig und inspirierend. Eine innovative Idee, Kinder an kulturelle Bildung heranzuführen und sie selbstverständlich in ihrem Alltag zu verankern.
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Kulturelle Bildung – mit einem sehr breiten Kulturverständnis – wird als verbindendes Element verstanden, um alle Bildungsbereiche lebendig zu gestalten und Kindern durch Kreativität vielfältige Entfaltungs- sowie Ausdrucksmöglichkeiten zu geben und das Denken in viele Richtungen anzuregen. Nicht nur musisch-ästhetisch, sondern auch kultursensibel und sprachbildend.
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Beeindruckende Beispiele aus der Bündnis-Arbeit sind etwa Theaterprojekte, die in allen Schritten Kinder und auch Eltern beteiligen (inkl. Aufführung im Dortmunder U), Leseangebote in verschiedenen Sprachen, zum Teil von den Eltern als Hörbuch eingesprochen, oder Museumsbesuche mit Kindern als Kunstreporter:innen, um sie einerseits mit den Kunstwerken vertraut zu machen und sie andererseits mit digitalen Medien in Kontakt zu bringen.
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Kinder selbst sind die Kulturmittler:innen zwischen Elternhaus, Kita und Museum und machen vielfältige Erfahrungen mit ihrer Selbstwirksamkeit.
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Die Arbeit in Dortmund zeichnet sich durch die klaren Kriterien für die Beteiligung aus, die einerseits Einheitlichkeit bieten und dennoch ausreichend Raum für unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen in den einzelnen Kitas lassen.
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Jede Kulturkita bindet ihren Sozialraum konkret ein, greift Impulse auf und gestaltet ihn mit – durch zum Beispiel die Gestaltung von Stromkästen mit Kindern oder die Etablierung von Kooperationen mit Künstler:innen. So wird der kulturelle Sozialraum auch Kindern und Familien zugänglich. In Dortmund stehen die Angebote für die Kinder dabei im Zentrum.
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Kreativität wird als Zukunftskompetenz gesehen, die Teilhabe und Chancengerechtigkeit ermöglicht.
Bündnis Hochfeld
Duisburg
Das sagt die Jury:
Das aus der Zivilgesellschaft heraus entstandene Bündnis agiert in einem hoch belasteten Stadtteil. Die Akteur:innen arbeiten hier mit großer Motivation stärkenorientiert und mit Tatendrang zusammen. Eine lebensnahe und anpackende Bündnisarbeit sorgt für Teilhabe und Chancengerechtigkeit. Die Mitarbeitenden des Duisburger Bündnisses gehen dorthin, wo auch die Kinder sind – sei es direkt in die Wohnungen oder auf Spiel- und Marktplätze.
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Das zivilgesellschaftlich initiierte Bündnis agiert in einem hoch belasteten Stadtteil, in dem die Akteur:innen in ungebrochener Motivation stärkenorientiert und mit hohem Engagement zusammenarbeiten. Das Bündnis leistet einen großen Beitrag dafür, dass Kinder in diesem Quartier eine Chance auf Teilhabe erhalten und kennt seinen Sozialraum sehr gut. Es arbeitet täglich unter erschwerten Bedingungen und verliert das Ziel, Beteiligung zu fördern, nicht aus dem Blick. Es trägt in vorbildlicher Weise dazu bei, dass die Angebote bei den Adressat:innen das Erleben von Selbstwirksamkeit befördern.
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Die vielfältigen Angebotsformate und Projekte sind an den besonderen Bedarfen und Lebenswelten der Kinder und Familien orientiert, wodurch das Bündnis vorbildlich niedrigschwellige Zugänge auch zu schwer erreichbaren Familien schafft und allen Kindern Bildungsgelegenheiten bietet.
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Als Beispiel hervorzuheben ist etwa die ausgeprägte „Geh-Struktur“, indem es sich selbst direkt zu den Orten aufmacht, an welchen es die Kinder und Familien automatisch antrifft – direkt an den Wohnungen, auf Ämtern und in der Verwaltung, auf Spiel- und Marktplätzen oder bei Ärzt:innen. Auch mit der Fensterberatung während der Lockdowns hat das Bündnis beeindruckt: Die Fenster des DRK Familienbildungswerks wurden genutzt, um in verschiedenen Sprachen niedrigschwellig vom Bürger:innensteig aus Beratungen anzubieten. Und mit dem Pavillon der Frühen Hilfen platziert sich das Bündnis beispielsweise mitten in der Fußgängerzone.
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Die Projekte des Bündnisses knüpfen kultursensibel an die unterschiedlichen Lebenswelten der Familien an: Durch Vertrauensaufbau werden auch bildungsbenachteiligte Familien und Familien mit Fluchterfahrung und damit Kinder erreicht, die sonst wenige Berührungspunkte mit dem frühen Bildungssystem oder außerfamiliäre Kontakte haben. Das Bündnis setzt dabei bewusst Bündnisakteur:innen als Schlüsselpersonen ein, um Familien und Kinder im Sozialraum zu erreichen (durch geteilte Kulturerfahrungen/Sprachen).
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Im Familiengrundschulzentrum werden auch Mittel der Frühen Hilfen eingesetzt und so mit Angeboten für ältere Kinder verknüpft. Dies ist ein innovativer Ansatz, der auch die Übergänge in das Bildungssystem unterstützt.
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Die Jury hebt die praxisorientierte Arbeitsweise hervor, bei der über verschiedene Akteur:innen und bestehende Kooperationen sehr direkt konkrete Angebote geschaffen werden (Hands-On-Mentalität).
Netzwerk Startpunkt Leben
Konstanz
Das sagt die Jury:
Dem Konstanzer Bündnis gelingt es, die Bedingungen in den verschiedenen Stadtteilen zu berücksichtigen. Die vorhandenen Ressourcen werden genutzt und niedrigschwellige Angebote für alle Familien entwickelt. So leistet das Bündnis einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit. Das Bündnis zeichnet sich durch eine klare Orientierung an den Lebenswelten der Familien aus. Mit dem Beratungsangebot „von Handtuch zu Handtuch“ am Konstanzer Stadtstrand beispielsweise, ist sind die Akteur:innen dort, wo die Familien sind.
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Das Netzwerk Startpunkt Leben ist ein Bündnis im Bereich der Frühen Hilfen, das sich durch eine hervorragende und nachhaltige Struktur auszeichnet.
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In der Bündnis-Struktur werden alle relevanten Akteursgruppen mandatiert und in Steuerungs- und operative Prozesse mit einbezogen. Zentral ist hier die Planungskonferenz genannte Steuerungsgruppe, in die von allen relevanten Akteursgruppen (Kita, Startpunkte, Schwangerschaftsberatung, Ärzt:innen, Eltern etc.) jeweils eine Person hineingewählt wird.
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Beispielhaft ist, wie das Bündnis eine sehr gute Verbindung von der gesamtstädtischen Ebene und Steuerung zu den einzelnen Startpunkten in den unterschiedlichen Quartieren schlägt und dabei aus dieser Konstruktion starke Synergien und Rückkopplungseffekte zieht. Die gesamtstädtische Ebene und die gebündelten Ressourcen werden etwa für die Mini-Netzwerke rund um die Startpunkte vor Ort nutzbar gemacht (beispielsweise die Perspektive der Ärzt:innen), gleichzeitig werden die vor Ort erhobenen Bedarfe in die Gesamtebene eingebracht.
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Die Bündnis-Struktur ermöglicht auch, die unterschiedlichen Sozialräume in den verschiedenen Quartieren der Stadt Konstanz aufzuschließen, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und bedarfsgerechte und niedrigeschwellige Angebote für alle Familien zu entwickeln und so einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit zu leisten.
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Beispielhaft sind die frühzeitige, passgenaue Beratung, individuelle Unterstützung für Familien von Anfang an sowie quartiersnahe und fallunspezifische Angebote zur Bildung, Begegnung oder Information für Schwangere und Familien mit Kleinkindern in den Bereichen Pädagogik, Gesundheit, Entwicklungspsychologie, Eltern-Kind-Beziehung, Elternbildung und -begegnung.
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Das Bündnis zeichnet sich zudem durch eine klare Orientierung und ein Anknüpfen an den Lebenswelten der Familien aus. Es geht dorthin, wo die Familien sind. Das Beratungsangebot „von Handtuch zu Handtuch“ am Konstanzer Stadtstrand, bietet den Familien zum Beispiel einen sehr niedrigschwelligen Zugang zu Unterstützungsangeboten.
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Die Kindorientierung zeigt sich zudem darin, dass sie verbindlich und über den Trägerinteressen stehend in der Satzung des Bündnisses festgeschrieben wurde.
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In Konstanz werden Beteiligungsmöglichkeiten für Eltern und Bündnisakteur:innen auf höchstem Niveau gelebt: Durch regelmäßige Elternbefragungen und die Möglichkeit der Eltern, sich mit eigenen Angeboten einzubringen, sowie mandatierte Einbindung der Akteursgruppen in die Planungskonferenz.
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Das Bündnis ist wegen seiner multiprofessionellen Ausrichtung, seinem umfassenden Verständnis von Chancengleichheit und der hervorragenden Struktur unter den Preisträgern.
Frühe Hilfen und Kita-Sozialarbeit
Sangerhausen
Das sagt die Jury:
Das Bündnis aus Sangerhausen setzt sich mit Motivation und bemerkenswerter Eigeninitiative für die Verbesserung der Lebenssituation der Kinder und Familien ein. Die Jury hebt die Kita-Sozialarbeit als innovatives und zentrales Element hervor. Zudem gelingt es dem Bündnis die knappen Ressourcen im Sozialraum zu bündeln und zu nutzen. So gestaltet es vielfältige Lerngelegenheiten für die Kinder und ermöglicht ihnen Teilhabe.
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Das Bündnis setzt sich in einem sozial sehr belasteten Sozialraum mit hoher Motivation und bemerkenswerter Eigeninitiative sowie Engagement für die Verbesserung der Lebenssituation der Kinder und Familien ein. Die Verbesserung von Teilhabe und Chancengerechtigkeit ist der zentrale Motor des Bündnishandelns. Das Bündnis schafft Perspektiven und bietet Kindern Chancen, Ungleichheit mit eigener Stärke zu begegnen. Dabei zeichnet sich das Bündnis stets durch einen klaren ressourcenorientierten Ansatz aus.
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Die Jury hebt die Kita-Sozialarbeit als zentrales Element des Bündnisses hervor: Damit gelingt es sehr gut, an die Lebenswelten der Kinder und Familien anzuknüpfen. Mit Hilfe der Kita-Sozialarbeiterin gelingt es dem Bündnis, die unterschiedlichen Akteur:innen und Ressourcen im Sozialraum zu verbinden und so die Lebens- und Lernwelt der Kinder sowie die Bedingungen ihres Aufwachsens deutlich zu verbessern. Auch an den Kitas unterstützt sie die Fachkräfte dabei, die Entwicklung und den Bildungsverlauf der Kinder zu begleiten sowie soziales Lernen und Konfliktbewältigung zu fördern.
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Das Bündnis schafft Formate, um die Bedarfe und Wünsche der Kinder auf- und ernst zu nehmen – insbesondere den „Wunschtag“. Und es nutzt die vorhandenen Ressourcen im Sozialraum, um diese Wünsche auch zu erfüllen. So werden vielfältige Lerngelegenheiten geschaffen, die vor allem – aber nicht ausschließlich – den Kindern Förderung, Entwicklung und Teilhabe ermöglichen, die sich das sonst nicht leisten könnten, wie zum Beispiel am Kletterfelsen, im Schwimmbad oder beim Zirkus.
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Es gelingt dem Bündnis sehr gut, die knappen Ressourcen im Sozialraum zu bündeln und zielgerichtet zum Wohl der Kinder und Familien vor Ort einzusetzen (siehe Angebote oben). Gleichzeitig schafft diese Bündelung eine Entlastung für die einzelnen Akteur:innen.
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Die Jury betont die hohe Motivation des Bündnisses und seiner Akteur:innen, die oft gegen eine gewisse Passivität von Eltern arbeiten müssen, sich dieser Herausforderung jedoch mit großem Engagement stellen.
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Beispielhaft hierfür ist der handlungsorientierte Einbezug der Eltern in die verschiedenen Projekte etwa beim Aufbau des Zirkusprojekts oder über die direkte Ansprache. Die Einbindung wird immer wieder und weiter versucht, trotz einer bislang insgesamt eher niedrigen Beteiligungsrate. Diese wird aber Stück für Stück verbessert.
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Die Stärkung der Kita-Sozialarbeit, die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und die wissenschaftliche Begleitung bündeln verschiedene Lösungsansätze, was angesichts der geringen Ressourcen und der erheblichen Herausforderungen im Alltag beachtenswert ist.