Das ist die Kita „7 Raben“ aus Greifswald | © DKJS / J. Erlenmeyer und N. Götz
Ort: Greifswald
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Größe: 88 Kinder, 14 Mitarbeitende
Träger: Institut Lernen und Leben e.V.
Unsere Stärke: Demokratiebildung, Natur- und Umweltbildung
In der Greifswalder Kita „7 Raben“ ist Stillstand ein Fremdwort: Mit viel Neugier, Motivation und Freude am Lernen wachsen nicht nur das Kita-Team, sondern auch Eltern und Nachbarschaft immer wieder über sich hinaus. Ob Spielzeugflohmarkt, Bücherbaum oder die Aktion „Wir gehören zusammen“, im Rahmen derer alle Kita-Kinder gemeinsam mit ihren Eltern ein Bild eines Raben gemalt haben, das anschließend ins Fenster der Kita oder zu Hause gehängt wurde. Das hat während der Corona-Notbetreuung das Zusammengehörigkeitsgefühl von allen Beteiligten nochmals gestärkt. Die Kinder erleben hier einen abwechslungsreichen und selbstbestimmten Kita-Alltag – ob in den Räumlichkeiten der Einrichtung beim freien Spiel, im Rahmen verschiedener Angebote wie Yoga und der Kita-Sauna, beim Toben im großen Außengelände oder auf dem Sportplatz um die Ecke. Die Kita hat sich außerdem bereits vor sieben Jahren auf den Weg zur demokratischen Kita gemacht – ob Kinderrat oder Beschwerdemanagement: Mitbestimmung wird hier aktiv gelebt.
Das sagt die Jury
Die Kita-Fachkräfte nutzen unterschiedliche ressourcen- und stärkenorientierte Beobachtungsverfahren, um die Entwicklung der Kinder in den Blick zu nehmen. Sie verstehen das Beobachten der Kinder als große Chance und Ausgangspunkt für die Gestaltung und Entwicklung ihrer Arbeit. In der Greifswalder Kita wird Diversität in allen Aktivitäten gefördert. Die Kita schreibt sich auf die Fahne, aktiv Klischees entgegenzuwirken. Dabei lebt sie einen reflektierten und bewussten Umgang mit Geschlechterrollen und Stereotypen.
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Die inhaltlichen Schwerpunkte der Kita liegen in Natur und Kunst. Bildung wird als aktiver, selbstbestimmter Prozess verstanden. Kreativitätspädagogik ist das gelebte Leitbild, das auch vom Träger gefördert wird.
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Die Kita zeichnet sich auch durch ihre Sozialraumorientierung aus: Sie schaut über den eigenen Tellerrand und vernetzt sich bzw. holt sich auch Netzwerkspartner*innen ins Haus. Der Sozialraum wird als Lernort verstanden. Zum engen sozialen Netzwerk gehören ein Förster, Familienangehörige, die Stadtteilbibliothek, der Sportverein und das „Kitanetzwerk für frühkindliche Bildung“. Darüber hinaus pflegt die Kita „7 Raben“ eine Kooperation mit einer polnischen Kita und einen Bücherbaum, der für alle zugänglich ist.
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Kinder partizipieren bei Entscheidungsprozessen, sie werden beispielsweise aktiv zur Materialbestellung miteinbezogen.
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Es gibt einen Kinderrat, hier wird auch das Verhalten anderer Kinder reflektiert.
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Die Wünsche der Eltern werden gehört. Sie werden über den Kita-Alltag über Fotodokumentationen (Litfaßsäule) informiert und können sich selbst einbringen. Durch Kooperationen der Kita im Bereich der Früh- und Gesundheitsförderung werden Eltern entlastet.
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Das gesamte Team wird in die pädagogische Arbeit miteinbezogen.
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Die Teammitglieder gehen wertschätzend und offen miteinander um und können sich mit ihren jeweiligen Kompetenzen einbringen.
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Die freiwillige Teilnahme der Kinder an den durch Fachkräfte bereitgestellten und begleiteten Lernsettings und Angeboten (z. B. Theaterkurs, Ritterkurs) stärkt sie in ihrer Selbstwirksamkeit und Entscheidungskompetenz.
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Vorbildhaft findet die Jury den hohen Grad der Selbstreflexion: Die Einrichtung setzt sich sehr reflektiert mit ihrer Arbeit und den sich ändernden Sozialstrukturen auseinander.
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Ebenso erwähnenswert sind die ressourcen- und stärkenorientierte Beobachtungsverfahren: Die intensive Beobachtung der Kinder und Dokumentation mittels verschiedener Methoden („Gardner'sche Intelligenzen“, „validierte Grenzsteine der Entwicklung“) unterstützt die Begleitung der kindlichen Entwicklungsprozesse.
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Dem Vielfaltsaspekt wird in der Kita stark Rechnung getragen: Es wird ein reflektierter und bewusster Umgang mit Geschlechterrollen, Stereotypen und Klischees gelebt. Die Förderung von Diversität in allen Aktivitäten ist beispielhaft. Die Kita schreibt sich auf die Fahne, aktiv Klischees entgegenzuwirken.
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Dazu werden zum Beispiel die in der Kita vorhandenen Materialien im Hinblick auf Diskriminierungstendenzen gesichtet: Bücher, die Klischees bedienen, werden aussortiert. Geschlechterstereotypen wird bewusst entgegengewirkt, etwa durch Aktionstage, an denen Mütter und Töchter technische Aktivitäten durchführen, zum Beispiel Bauen von Spielgeräten. Jungen lernen eher „mädchentypische“ Berufe kennen. So werden Geschlechterrollen in der Kita aktiv hinterfragt und klug durchleuchtet.
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Kinder lernen durch verschiedene Formate, wie Meinungsbildungsprozesse ablaufen. Demokratieförderung zeigt sich beispielweise im Kinderrat, einem bewusst forcierten Beschwerdemanagement und der Kooperation mit der „Partnerschaft für Demokratie“.