Das ist die Kindertagesstätte Arche Noah | ©DKJS/J. Erlenmeyer und N. Götz
Ort: Kasendorf
Bundesland: Bayern
Größe: 186 Kinder, 35 Mitarbeitende
Träger: Ev. Kirchengemeinde Kasendorf
Unsere Stärke: Offenes Konzept, Selbstbestimmung der Kinder, Naturerfahrungen, Bedarfsorientierte Betreuung
In der Kindertagesstätte Arche Noah im oberfränkischen Kasendorf verspricht jeder Tag ein neues Abenteuer zu werden: Nach dem offenen Konzept können sich die Kinder frei in den Funktionsräumen und im Garten bewegen und ihre Spielgefährt*innen wählen. Wer mag, schließt sich morgens der Waldgruppe an und entdeckt Pflanzen, erklimmt Kletterbäume oder liest Tierspuren. Ihr Umfeld gestalten die Kinder aktiv mit. So haben sie in der Kinderkonferenz schon beschlossen, einen früheren Schlafraum in ein Bällebad umzuwandeln. Gemeinsam mit den Fachkräften haben die Kinder überlegt, wie sie sich mit dem Maultier und dem Esel auf einer angrenzenden Weide anfreunden können – mittlerweile besuchen sie die Tiere wöchentlich zum Reiten und Kutsche fahren. Die täglichen Bring- und Abholzeiten vereinbaren die Familien individuell mit dem Team, die Eingewöhnung ist das ganze Jahr über möglich und bei Kita-Festen sind alle Angebote kostenlos. So können hier Jung und Alt mitmachen und sich entfalten.
Das sagt die Jury
Die Kita hat die Jury unter anderem mit ihrer beispielhaften Gestaltung von Übergängen überzeugt. Liebevoll und engagiert werden die Kinder von einer Lebensphase in die nächste begleitet. Besonders bemerkenswert ist dabei die enge Kooperation mit der Grundschule, die sich das offene Konzept der Kita zum Vorbild nimmt und weiterführt. Das Team der Kasendorfer Kita passt die Strukturen den Bedürfnissen der Kinder an – und nicht die Kinder an die Strukturen. Regeln für das Miteinander werden von und gemeinsam mit den Kindern gestaltet, das hat die Jury besonders beeindruckt.
- Besonders lobenswert findet die Jury die Gestaltung der Übergänge in der Kindertagesstätte Arche Noah. Kinder werden sehr liebevoll und engagiert über die gesamte Biografie von Krippe bis Hort begleitet. Besonders vorbildlich ist die enge Kooperation mit der örtlichen Grundschule. Vorschulkinder haben die Möglichkeit, ihre zukünftigen Klassenräume bereits ein Jahr vor der Einschulung mit auszuwählen und von Wandfarbe bis Sitzgelegenheiten mitzugestalten.
- Beeindruckt hat die Jury auch, wie engagiert die Pädagog*innen einen Rahmen schaffen, in dem Kinder sich frei entfalten und eigene Erfahrungen machen können. Kinder dürfen und sollen sich erproben und die Fachkräfte schaffen die Bedingungen für selbstbestimmtes Handeln der Kinder im Alltag. In den Lern- und Funktionsräumen der Kita können sich die Kinder jederzeit frei bewegen und täglich neu entscheiden, ob sie einen Teil des Tages im Wald verbringen möchten. Sie können den ganzen Tag ihren Interessen und selbst gestellten Aufgaben nachgehen. Auch was sie essen und ob sie schlafen möchten, entscheiden die Kinder selbst. Für alle Bedürfnisse ist gesorgt: So gibt es etwa eine „Flüsterrunde“ – eine freiwillige Ruhephase für Kinder, die nicht schlafen wollen, aber noch etwas Ruhe brauchen.
- Die Fachkräfte haben einen respektvollen und gleichzeitig humorvollen Umgang mit den Kindern. Sie nehmen sich in jedem Moment Zeit für Gespräche mit Kindern, auch über längere Zeiträume. Dadurch schaffen sie eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung auf Augenhöhe.
- Die Strukturen werden den Bedürfnissen der Kinder angepasst und nicht die Kinder an die Strukturen. So werden Regeln in der Kita von und mit den Kindern festgelegt, wenn es Regelungsbedarfe gibt. Kinder werden in ihren Bedarfen individuell gesehen und ernst genommen. Bei Konflikten werden gemeinsam Lösungen erarbeitet. Über die Nutzung eines freien Raums der Kita haben die Kinder demokratisch abgestimmt – als Ergebnis wurde dort ein Bällebad aufgebaut. Die Kinder haben nach der Eröffnung selbst Regeln eingefordert, wie sie sich im Bällebad verhalten wollen und sollen.
- Die Eltern sind ein spürbarer Teil der Einrichtung und werden aktiv in den Kita-Alltag eingebunden. Kindergeburtstage werden auf Wunsch der Kinder häufig bei den Familien zuhause gefeiert: So werden die Geburtstagsrituale aus der Kita mit den Gewohnheiten der Familien verbunden. Gelobt hat die Jury auch, dass es den Kindern jederzeit freisteht, Dinge von zuhause mit in die Kita zu bringen.
- In einem benachbarten Waldstück hat die Kita einen Naturerlebnisort geschaffen, der von den Kindern täglich genutzt wird und der auch allen Mitgliedern der Gemeinde rund um die Uhr offensteht.
- Es gibt eine beeindruckende Reflexion des eigenen Handelns unter den Fachkräften und das Team lebt eine sehr positive Feedback-Kultur. Das Team hat einen Verhaltenskodex unterschrieben, der Themen wie Nähe und Distanz, Kinderrechte, Macht(missbrauch), Bereitschaft zur Reflexion oder den Umgang mit grenzüberschreitendem Verhalten beinhaltet.
- Die Fachkräfte holen sich externe Hilfe zu Themen, bei denen Unsicherheit besteht und gestalten davon ausgehend Angebote für Eltern. So kam etwa das Thema Trauerbewältigung in der Kita auf, woraufhin die Kita sich Hilfe bei einem Zentrum für trauernde Kinder holte. Es gab eine Teamschulung und für die Familien wurden ein Elternabend und ein Workshop zum Thema Tod organisiert, um ihnen den Umgang damit zu erleichtern.