Ort: Dortmund
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Handlungsfeld: Förderung des Spracherwerbs und der Medienkompetenz von Kindern, Fortbildung der Fachkräfte in den Bereichen Diversität, Rassismus und Gewaltprävention
Aktiv seit: 2010
Wirkungsradius: Quartier
Partner*innen: FABIDO, Familienbildung Dortmund, uzwei, Kunstreich im Pott e.V., Kitas sowie weitere Kooperationspartner*innen je nach Jahresthema
Kontakt: Kunstreich im Pott e.V., Ulrike Korbach (1. Vorsitzende, Gesamtprojektkoordinatorin), ulrikekorbach[@]web.de
Das ist das Bündnis Dortmunder Nordstadt | ©DKJS/J. Erlenmeyer und N. Götz
„Und Action!“ – in den Kitas der Dortmunder Nordstadt arbeiten jedes Jahr Kita-Kinder an einem Filmprojekt. Das Bündnis Dortmunder Nordstadt hat sich die Förderung von Medienkompetenz und Spracherwerb auf die Fahne geschrieben. Dafür arbeiten Künstler*innen und pädagogische Fachkräfte Seite an Seite zusammen: Verschiedene Themen wie Missbrauchsprävention, Gefühle, Selbstbestimmung oder der eigene Körper werden in Workshops mit Kindern und Eltern bearbeitet. Einmal im Jahr wird dafür ein Film an einer Kita produziert. Drei- bis Sechsjährige erstellen ein eigenes Drehbuch, animieren ihren Film und produzieren die Musik. Am Ende wird ihr Film im Kino oder auf Filmfestivals ausgestrahlt, zu denen das Bündnis zusammen mit den Familien reist. In den vergangenen Jahren holten sie sogar Preise beim Deutschen Jugendfilmpreis und dem Deutschen Multimediapreis. Zusammen mit dem Bündnis Dortmunder Nordstadt gehen Kinder und Eltern selbstbewusst nicht nur in den Kinosaal, sondern auch ins Leben.
Das sagt die Jury
Das Bündnis begegnet Kindern und ihren Familien stärkenorientiert und auf Augenhöhe. Kinder werden in ihren individuellen Potenzialen stets gefördert. Dem Bündnis gelingt es hervorragend die Kinder in einem hochbelasteten Stadtteil durch niedrigschwellige Bildungsangebote für Kunst und Kultur zu begeistern und sie diese auch aktiv mitgestalten zu lassen. Das Bündnis nutzt kreative Formate, um Sprachförderung und kulturelle Teilhabe zu kombinieren und gleichzeitig wichtige Themen wie Rassismus, Gewaltprävention und Diversität aufzugreifen. Ein Paradebeispiel für Partizipation: Kinder sind die Hauptakteur*innen und entscheiden, inwieweit sie die Erwachsenen in ihre Projekte einbeziehen. Sie erarbeiten selbst die Ideen und Geschichten für ihre Filmprojekte und bestimmen aktiv, wie sie sich einbringen möchten. Die ausgeprägte Multiprofessionalität macht das Bündnis so stark. Kita-Teams und Kulturschaffende arbeiten eng zusammen. Jeder und jede bringt hierbei seine individuellen Stärken ein. Das Lernen im Prozess wird als Bereicherung erlebt und vorgelebt. Das eigene Wirken wird beständig mit Blick auf etwaige Diskriminierungsmomente und strukturelle Rassismen reflektiert. Mögliche Stereotype werden so aktiv bewusst gemacht und abgebaut.
Das Bündnis Dortmunder Nordstadt zeichnet sich durch eine breite Palette an Lern- und Fördermöglichkeiten für Kinder und Familien aus. Durch die enge Zusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams, das neben pädagogischen Fachkräften auch Künstler*innen und Theaterpädagog*innen umfasst, wird die Arbeit mit den Kindern und Familien um verschiedene Perspektiven erweitert. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es, kreative und vielfältige Lernmethoden zu entwickeln, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen der Kinder gerecht werden. Künstler*innen bringen ihre Expertise in den Bereichen Musik, bildende und darstellende Kunst ein, was den Kindern neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet und ihre Kreativität fördert. Theaterpädagog*innen wiederum schaffen Räume, in denen Kinder durch Rollenspiele und Inszenierungen Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten entwickeln.
Dieser Ansatz fördert nicht nur die künstlerische Entfaltung der Kinder, sondern trägt auch zur Sprachentwicklung und emotionalen Intelligenz bei. Durch kreative Ausdrucksformen wie Malen, Schauspielern und Musizieren können Kinder ihre Gedanken und Gefühle auf nonverbale Weise mitteilen, was besonders für Kinder mit Sprachbarrieren oder geringen Deutschkenntnissen von großer Bedeutung ist. Die pädagogischen Fachkräfte bringen dabei ihre Erfahrung im Bereich der kindlichen Entwicklung und Sprachförderung ein, wodurch eine ganzheitliche Förderung erfolgt, die sowohl kognitiv als auch emotional und sozial wirkt.
Die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachkräften führt zu einem intensiven Austausch von Ideen und Methoden. Das kommt nicht nur den Kindern zugute, sondern bildet auch die Fachkräfte selbst weiter. Diese Vielfalt an Perspektiven sorgt dafür, dass jedes Kind auf individuelle Weise angesprochen wird, wodurch eine inklusive und differenzierte Förderung gewährleistet ist. Das Resultat ist eine reichhaltige und dynamische Lernumgebung, in der die Kinder in ihrem eigenen Tempo wachsen können, unterstützt von einem Team, das sowohl die künstlerischen als auch die pädagogischen Potenziale voll ausschöpft.
Kulturelle Angebote wie Kunst, Theater und Musik werden auch genutzt, um eine Brücke zu den Eltern zu bauen. Dadurch können diese nicht nur die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder unterstützen, sondern auch deren spezifische Talente entdecken. Durch die eröffneten Zugänge erfährt oft die gesamte Familie mehr Teilhabe am kulturellen Leben. Das Bündnis setzt einen besonderen Akzent auf die Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund durch gezielte Medien- und Kulturprojekte, die über Medienkompetenz hinaus auch die Resilienz, das Zusammengehörigkeitsgefühl und ein wertschätzendes Miteinander stärken.
Das Engagement aller Beteiligten in der Bündnisarbeit ist besonders wertvoll. Die offene Haltung und das Zusammenwirken unterschiedlicher Professionen schaffen eine lebendige, vertrauensvolle und lernorientierte Atmosphäre. Kitas arbeiten nicht isoliert, sondern als Teil eines Teams, das kooperiert und gemeinsam an Lösungen arbeitet. Die Partizipation der Kinder steht im Mittelpunkt: Die Kinder sind die Hauptakteur*innen und entscheiden selbst, wie sie sich einbringen möchten, aber auch in welchem Umfang sie die Erwachsenen in ihre Projekte einbeziehen. Sie entwickeln eigenständig Ideen und Geschichten für Filmprojekte und bestimmen aktiv, wie sich ihr Projekt entfaltet. Durch kreative Formate werden Sprachförderung und kulturelle Teilhabe kombiniert, während gleichzeitig wichtige Themen wie Rassismus, Gewaltprävention und Diversität auf fachlicher Ebene behandelt werden.
Die Präsentation der von den Kindern erstellten Filme in Kinos und auf Festivals ist etwas ganz Besonderes und stärkt das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Durch nonverbale Interaktionsformate wird eine gleichberechtigte Teilnahme aller Kinder ermöglicht. Das Bündnis trägt mit seiner Arbeit somit zu einer authentischen und diskriminierungsarmen Partizipation bei.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelingt es dem Bündnis, durch ressourcenorientierte und kreative Bildungsangebote die Talente der Kinder zu fördern und sie in ihrer Resilienz zu stärken. Die enge Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und pädagogischen Fachkräften schafft einen produktiven Austausch, der sowohl den Kita-Alltag als auch die künstlerischen Prozesse bereichert. Auch die Familien der Kinder werden in das kulturelle Leben einbezogen, was die gesamte familiäre Teilhabe stärkt. Das Bündnis ist ein beeindruckendes Beispiel für multiprofessionelle Zusammenarbeit. Es fördert nicht nur die Talente der Kinder, sondern eröffnet auch neue Horizonte durch Kunst und Kultur. Besonders bemerkenswert ist der kreative Ansatz, der es Kindern und ihren Familien ermöglicht, auf einer ganz neuen Ebene teilzuhaben, zu lernen und zu wachsen.