Vergangene Woche haben Vertreter*innen des Bundesfamilienministeriums und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung das Bildungsnetz Heerstraße Nord besucht. Vom westlichen Berliner Stadtrand führte die Bildungsreise heute in die südlichste Stadt Brandenburgs: In Ortrand sprach die Gruppe um Johannes Sturm, Leiter der Unterabteilung „Kinder und Jugend”, und Claudia Fligge-Hoffjann, Leiterin des Referats für Qualität in Kindertagesstätten und Kindertagespflege, mit dem Team der Kita Regenbogen. Vor Ort erfuhren sie aus erster Hand, wie die drittplatzierte Kita des Jahres 2024 Inklusion lebt und die enge Kooperation mit der Grundschule gestaltet.
Wenn Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten: Ein Gewinn für alle Beteiligten
Besonders interessiert war der Besuch aus dem Bundesfamilienministerium, wie die Kita im Alltag mit der Schule kooperiert. Als Teil der Stadtentwicklungsstrategie gehört die Kita Regenbogen zum Ortrander Bildungscampus: Kita, Grund- und Oberschule liegen hier auf einem Gelände und arbeiten eng zusammen, um junge Menschen von der Krabbelgruppe bis zum Berufseinstieg zu fördern.
„Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Kita ist schon immer etwas ganz Besonderes. Die Sicht auf das Kind und das Bildungsverständnis sind sehr verschieden, aber man merkt bei uns an der Schule den Generationswechsel, das bessere Verständnis und die Bereitschaft zur Hilfe untereinander. Im Zuge der Ganztagsbetreuung erarbeiten wir gerade gemeinsam ein neues Konzept, alle Räumlichkeiten für alle Alltagsgruppen zu öffnen“, erzählt uns Kita-Leiterin Cornelia Georgi.
Der enge Austausch im Netzwerk trägt dazu bei, für die Bedeutung inklusiver und partizipativer Ansätze zu sensibilisieren – und kann aus Sicht der Kita auch in der Schule Veränderungen anstoßen: „Wir geben unseren Kindern Vertrauen in ihr Handeln, geben Verantwortung ab, wirken als Begleiter in ihren Aktionen, lassen Veränderung zu und halten diese auch aus. Da können die Lehrerinnen und Lehrer noch viel von uns lernen. Aber wir sind auf einem guten Weg.“ Weiterhin habe die Zusammenarbeit auch ganz praktische Vorteile, berichtet Cornelia Georgi: „Wir gestalten zum Beispiel die Töpfer-AG gemeinsam. Es muss sich ja nicht jede Einrichtung einen Brennofen zulegen, zumal der sehr teuer ist.“
Lichtsignale oder Wassertherapiebett: Wie Inklusion in der Praxis funktioniert
Das Thema Inklusion stand heute ebenfalls im Fokus. Schon im Auswahlprozess zeigte sich die Jury des Deutschen Kita-Preises 2024 beeindruckt, wie konsequent die Fachkräfte die Strukturen innerhalb der Kita Regenbogen an die Bedürfnisse aller Beteiligten anpassen, um Barrieren abzubauen und jedem Kind Teilhabe zu ermöglichen. „Unsere Einrichtung ist offen für Menschen mit Einschränkungen. Wir nehmen die Kinder so, wie sie sind. Wir sind diejenigen, die sich auf diese Kinder einstellen müssen und darauf achten, wie sie mit uns kommunizieren, denn das tun sie“, ist Kita-Leiterin Georgi überzeugt.
Wie das konkret aussehen kann, erläutert sie anhand eines Praxisbeispiels: „Mit einem Mädchen arbeiten wir mit Lichtsignalen. Das Kind darf selbständig an diese Leuchtelemente. Wenn es zum Farbwechsel kommt, kommuniziert das Mädchen in ihrer eigenen Sprache.“ Auch eine neue Anschaffung der Kita kann sie empfehlen: „Seit Januar haben wir ein Wassertherapiebett für Kinder, die unruhig sind oder Bedarf nach Ruhe und Entspannung haben. Mit musikalischen Elementen und Bewegung können die Kinder die ruhige Atmosphäre genießen.“
Von- und miteinander lernen: Gute Ansätze aus der Praxis verbreiten
Die erste Anfrage an die Kita war das übrigens nicht. Seitdem das Team beim Deutschen Kita-Preis mitgemacht hat, ist das Interesse an der Arbeit vor Ort groß. Kita-Leiterin Georgi verrät: „Wir haben uns beim Landesjugendamt als Konsultationskita beworben. Mitarbeitende anderer Einrichtungen waren schon im letzten Jahr zur Hospitation bei uns im Haus. Nach dem Deutschen Kita-Preis hatten und haben wir viele Anrufe von Trägern und Einrichtungen mit der Bitte, in der Umsetzung der offenen Arbeit zu unterstützen.“
Die erprobten Ansätze und Ideen aus der eigenen Arbeit teil Cornelia Georgi gerne mit anderen Kita-Teams. Der Austausch setzt viele Lernprozesse in Gang. Und die, betont sie, beruhen auf Gegenseitigkeit: „Das finde ich wunderbar, dass Einrichtungen sich auf den Weg machen, etwas verändern wollen und müssen. Wir begleiten diese Teams gerne in ihren Veränderungsprozessen. Unserem Träger sind wir sehr dankbar, dass wir diese Möglichkeit erhalten, denn auch wir entwickeln uns damit ständig weiter.“
Sie möchten mehr über die ausgezeichnete Arbeit der Kita Regenbogen erfahren? Unser Kurzporträt und die Begründung unserer Jury finden Sie hier.